Autotraining – was, wie und warum?

Warum ist das Autotraining eigentlich so wichtig? Und was gehört denn alles dazu? Fragen, die im Moment im Basistraining bei mir in der Hundeschule ganz oben auf der Liste stehen und die ich hier einmal etwas näher erläutern möchte.

Alltägliche Beobachtungen

Wer mal darauf achtet, dem wird auffallen, dass das Aussteigen aus dem Auto bei vielen Hunden doch eher chaotisch und unkontrolliert stattfindet. Nicht selten kommen die Hunde ihren Menschen schon entgegen gesprungen, sobald die Kofferraumklappe gerade so weit geöffnet ist, dass der Hund sich durchquetschen kann. Autotraining und dazu gehört auch und insbesondere das Aussteigen aus dem Auto, scheint in der Erziehung doch stark vernachlässigt zu werden. Und dabei ist es so elementar wichtig.


Was ich grundsätzlich über das Thema Erziehung beim Hund denke, erfährst du übrigens hier in meinem Beitrag über gut erzogene Hunde


Ein Moment der alles verändern kann

Als mich gestern eine Kundin anrief und mir mitteilte, dass ihr Hund vom Auto angefahren wurde, blieb mir für einen kleinen Moment das Herz stehen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie schrecklich das für meine Kundin gewesen sein musste. Aber was war passiert?

Eigentlich der Klassiker – ich hab es schon so oft gesehen. Der Hund meiner Kundin saß noch im Auto, als ein anderer Hund auf der anderen Straßenseite vorbeilief. In freudiger Aufregung sprang der Kundenhund aus dem Kofferraum und rannte los. Über die Straße auf den anderen Hund zu. Und achtete nicht auf das heranfahrende Auto.

Ich war so erleichtert zu hören, dass nichts Schlimmes passiert war. Ein paar Prellungen und Schrammen, aber zum Glück keine Brüche oder Ähnliches. Die Maus wird sich körperlich schnell erholen, er ist noch jung und fit. Doch das hätte auch anders ausgehen können! Für den Hund und für den Autofahrer! Welche seelischen Folgen dies bei dem ohnehin schon eher unsicheren Hund im Straßenverkehr haben wird, bleibt abzuwarten.

Und damit Dir das nicht passiert, schauen wir einmal, was gehört denn zum Autotraining und worauf kannst Du dabei achten.


Der Hund und die Straßenverkehrsordnung

Rechtlich betrachtet gilt der Hund im Auto als Ladung, die gesichert werden muss. Die Straßenverkehrordnung besagt dazu unter anderem Folgendes:

§ 22 Abs. 1 der Straßenverkehrsordnung (StVO)

„Die Ladung ist so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin- und herrollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen kann.“

§28 StVO

„(1) Haus- und Stalltiere, die den Verkehr gefährden können, sind von der Straße fernzuhalten. Sie sind dort nur zugelassen, wenn sie von geeigneten Personen begleitet sind, die ausreichend auf sie einwirken können. Es ist verboten, Tiere von Kraftfahrzeugen aus zu führen. Von Fahrrädern aus dürfen nur Hunde geführt werden.

Safety first – das gilt auch beim Hund

Wie genau ein Hund zu sichern ist, dazu gibt die Straßenverkehrsordnung allerdings keine nähere Auskunft. Es gibt diverse Möglichkeiten seinen Hund im Auto zu sichern. Alle Sicherungsoptionen haben Vor- und Nachteile und so muss jeder Hundemensch entscheiden, was für seinen Hund die idealste Absicherung ist und mit einem gezielten Autotraining dann dafür sorgen, dass der Hund sich dabei wohlfühlt und sicher ist.

Grundsätzlich gilt aber: Der Hund muss so gesichert sein, dass er nicht selbstständig auf die Straße laufen (§28 StVO) oder im Fall eines Unfalls durch das Auto fliegen kann (§22 Abs.1 StVO).

Die Frage der Haftung

Als Hundehalter*innen sind wir mit einer Vielzahl von Gesetzen und deren Paragraphen konfrontiert, mit denen sich die meisten von uns zum Glück nicht näher beschäftigen müssen. Eine wichtige Form der Haftung sollte allerdings jedem Hundemenschen bekannt sein. Die sogenannte Tierhalterhaftung oder auch Gefährdungshaftung.

Darunter versteht man die Haftung für Schäden, die aufgrund einer erlaubten Gefahr entstehen können, z.B. das Halten eines Hundes. Dies ist im Bürgelichen Gesetzbuch geregelt und besagt kurz gesagt, dass Du immer für Schäden, die durch Deinen Hund entstehen haftbar bist.

§833 BGB : Haftung des Tierhalters

„Wird durch ein Tier ein Mensch getötet oder der Körper oder die Gesundheit eines Menschen verletzt oder eine Sache beschädigt, so ist derjenige, welcher das Tier hält, verpflichtet, dem Verletzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Schaden durch ein Haustier verursacht wird, das dem Beruf, der Erwerbstätigkeit oder dem Unterhalt des Tierhalters zu dienen bestimmt ist, und entweder der Tierhalter bei der Beaufsichtigung des Tieres die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet oder der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt entstanden sein würde.“

Ist der Hund nicht sachgemäß im Auto gesichert und verursacht dadurch einen Unfall, wird die KFZ-Haftpflichtversicherung im schlimmsten Fall nicht dafür haften. Daher sollte für jeden Hund eine Hundehalterhaftpflichtversicherung bestehen. Aber das nur nebenbei.

Der Hund auf dem Schoß

Immer wieder sieht man Hunde auf dem Schoß oder auf der Hutablage oder sonst ungesichert im Auto mitfahren. Das ist aus meiner Sicht – unabhängig von der Rechtslage – ein absolutes Das-geht-gar-nicht!

Ein ungesicherter Hund stellt für alle Insassen des Autos und natürlich für den Hund selbst ein enormes Gefährdungspotential mit gegebenfalls tödlichem Ausmaß dar.

Das „geht-gar-nicht“ gilt übrigens auch für den Hund, der bei voller Fahrt aus dem Fenster schaut und seine empfindliche Nase in den Wind hält. Aber dazu vielleicht in einem anderen Beitrag mehr.

Sieht süß aus – ist es aber nicht!


Sicherungsmöglichkeiten für Hunde im Auto

Vorab sei gesagt, eine wirklich sichere Möglichkeit den Hund bei einem Unfall im Auto zu schützen gibt es leider nicht. Daher wünsche ich mir für jeden Hund, dass er das niemals erleben muss.

Um zu verhindern, dass ein Hund, wie im oben geschilderten Fall aber einfach aus dem Auto springen kann, gibt es viele gute Möglichkeiten und auf die gehe ich im Folgenden kurz ein.

  • Die Hundebox
  • Das Trenngitter im Kofferraum
  • Der Anschnallgurt
Die Hundebox

Mein absoluter Favorit. Allerdings ist nicht jedes Auto geeignet, eine gute und stabile Box darin zu verstauen. Die Box sollte stabil und so groß sein, dass der Hund auf längeren Fahrten auch darin sitzen oder liegen kann. Idealerweise steht sie im Kofferraum und ist dort, wenn sie nicht den ganzen Kofferraum ausfüllt, befestigt.

Natürlich kann die Box auch auf dem Rücksitz stehen, sollte dort aber einen stabilen Stand haben und mit dem Gurt gesichert sein. Eine Softbox ist aus meiner Sicht weder für den Rücksitz noch für den Kofferraum ideal, da sie für mein Dafürhalten nicht stabil genug ist.

Die Transportbox hat den Vorteil, dass der Hund auch nach dem Öffnen des Autos noch in einem geschlossenen „Behältnis“ ist und nicht direkt aus dem Auto springen kann. Allerdings muss die Box gut auftrainiert werden. Nicht jeder Hund liebt sie gleich.

Das Trenngitter im Kofferraum

Sitzt der Hund, wie meine beiden, ohne Box im Kofferraum und ist dort auch nicht angeschnallt, dann muss zwingend ein Trenngitter zwischen den Koffer- und Fahrerraum. Das Gitter sollte so breit sein, dass der Hund sich nicht an der Seite daran vorbeidrücken und in den Fahrerraum gelangen kann.

Sitzt der Hund ohne weitere Sicherung im Kofferraum, ist ein Autotraining mit Schwerpunkt auf dem Aussteigen aus dem Auto ein Pflichtprogramm. Idealerweise ist der Hund aber trotz Gitter mit einer Leine gesichert.

Der Anschnallgurt

Nicht alle Hunde können oder sollen in Kofferraum oder in einer Box im Auto mitfahren, dafür gibt es eine breite Palette von Sicherungsgurten im Handel zu erwerben. Wichtig ist zu beachten, dass der Hund immer am Geschirr gesichert sein muss und keinesfalls am Halsband! Und auch an das angeschnallt sein sollte der Hund schonend gewöhnt werden.

Aussteigen aus dem Auto

Der wichtigste Baustein im Autotraining in den Basisgruppen bei mir in der Hundeschule ist das Aussteigen aus dem Auto. Beachtet man dabei ein paar Grundregeln und übt das mit dem Hund sehr regelmäßig, haben Hund und Halter gute Chancen, dass das was im obigen Beispiel berichtet wurde nicht so schnell passiert.

Wie immer gilt: Natürlich muss und soll jeder Hundemensch selbst entscheiden, wie intensiv das Aussteigen trainiert wird und wie es im Endeffekt aussehen soll, daher kann ich hier nur eine Empfehlung aussprechen.


Der Idealfall

Idealerweise bleibt der Hund freiwillig – also ohne ein „Sitz“, „Bleib“ oder versperren des Weges – entspannt so lange im Auto sitzen, bis er das Signal bekommt, dass er aussteigen darf. Dabei ist es völlig egal, ob er auf dem Rücksitz, einer Box oder im Kofferraum sitzt. Dies zu üben kann eine Weile dauern und bedarf mitunter ein wenig Geduld. Es lohnt sich aber in jedem Fall.

Ist der Hund angeschnallt, sollte das abschnallen ebenfalls so lange geübt werden, bis der Hund sich entspannt abschnallen lässt und dann in der Position verharrt, bis er aufgefordert wird rauszukommen oder rausgehoben wird.

Damit ist das Aussteigen aber noch nicht beendet. In meinem Idealfall, setzt der Hund sich sofort neben seinem Menschen ab und wartet geduldig und ruhig, bis sein Mensch alles gepackt und das Auto verschlossen hat und dann das Signal gibt, dass es los gehen kann.

Konsquenz und Routine

Wird das Aussteigen aus dem Auto konsequent in der gleichen Weise geübt und durchgeführt, wird das ganze Prozedere schnell zu einer Routine für den Hund und der Spaziergang kann viel entspannter starten. Zudem sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass der Hund einfach so aus dem Auto springt und sich oder andere damit gefährdet.

Zum Autotraining gehört natürlich auch das Einsteigen ins Auto und bei Hunden die das Autofahren nicht kennen, die Gewöhnung ans Autofahren, dies sollte aber nicht Inhalt dieses Beitrags werden und sei nur ergänzend erwähnt.

Wenn Du in mein Training reinschnuppern möchtest, schaue gern auf mein Trainingsangebot auf der Homepage oder auf meiner Seminarseite seminar.canis-opus.de

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